DIA-NET - Diagnostik der Internetabhängigkeit im Netz

Tools und Tipps zu Screening, Diagnostik und Intervention bei Internetbezogenen Störungen

Diagnostik von Internetbezogenen Störungen

Nach dem Diagnostischen und Statistischen Manual (DSM-5) der American Psychiatric Association lassen sich 9 Kriterien für die „Internet Gaming Disorder“ identifizieren. Die Diagnosekriterien lassen sich jedoch auch auf andere Internetanwendungen übertragen wie z.B. die Nutzung sozialer Netzwerke (Facebook, WhatsApp, etc.), die Nutzung von Internet-Pornografie, vermehrtes Kaufen im Internet und vermehrte Recherche-Aktivitäten.

Die folgenden 9 Kriterien finden bei der Diagnostik Anwendung:
  1. Starke gedankliche und emotionale Eingenommenheit durch internetbezogene Aktivitäten
  2. Entzugserscheinungen: Auftreten aversiver Zustände wie Unruhe, Angst oder Traurigkeit bei verhinderter Onlinenutzung
  3. Toleranzentwicklung: Steigerung der Häufigkeit und/oder Intensität der Onlineaktivitäten
  4. Erfolglose Versuche bzw. anhaltendes Verlagen, bestimmte Aktivitäten im Internet einzuschränken oder völlig aufzugeben
  5. Verlust an Interesse an anderen Aktivitäten aufgrund der Internetaktivität:
  6. Exzessive Internetnutzung trotz negativer Konsequenzen (z.B. Leistungsabfall in Beruf/Schule, Übermüdung, Mangelernährung, Konflikte mit Anderen)
  7. Täuschung anderer über das Ausmaß der Internetaktivitäten
  8. Nutzung von Internetaktivitäten, um negativen Stimmungen zu entkommen
  9. Gefährdung oder Verlust von Beziehungen, einer Arbeitsstelle oder ausbildungsbezogener bzw. beruflicher Möglichkeiten durch die Internetaktivitäten.

Wenn mindestens 5 Kriterien vorliegen, kann eine Internetabhängigkeit diagnostiziert werden. Aber auch schon bei 3 Kriterien sollten Frühinterventionsverfahren zum Einsatz kommen.

Zum Download der Checkliste mit Beispielfragen

Im Rahmen des vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Projekts PINTA-DIARI wurde eine computergestützte Diagnostik für Internetbezogene Störungen entwickelt (Projektbericht Prävalenz der Internetabhängigkeit: Diagnostik und Risikoprofile - PINTA-DIARI).

Das Interview ist vollstrukturiert und standardisiert und erfasst die Kriterien Internetbezogener Störung mit verschiedenen Items in Anlehnung an das vollstrukturierte und bewährte Interview Composite International Diagnostic Interview (CIDI; Wittchen et al., 1995). Das Interview nimmt ca. 10 bis 20 Minuten in Anspruch. Im Anschluss an das Interview wird direkt vom Programm die Anzahl der Kriterien berechnet.

Online-Diagnostik

Beim Vorliegen von mindestens 3 Kriterien oder dem Auftreten von deutlichen negativen Konsequenzen der Internetnutzung sollte eine externe Unterstützung, Beratung oder Behandlung in Betracht gezogen werden.

Interventionen bei Internetbezogenen Störungen

Wittchen, H.-U., Beloch, E., Garczynski, E., Holly, A., Lachner, G., Perkonigg, A., . . . Zieglgänsberger, S. (1995). Münchener Composite International Diagnostic Interview (M-CIDI), Version 2.2. München: Max-Planck-Institut für Psychiatrie.